Jeníks Schulweg – Von Husinec nach Prachatitz
Auf den Spuren von Jan Hus, auf dem Weg, den der junge Jeník mit seiner Mutter von seinem Geburtshaus in Husinec zur Schule nach Prachatitz ging.
Es war Jans Mutter, die ihrem kleinen Sohn von klein auf die Liebe zu Gott einflößte. „Meine Mutter lehrte mich zu sagen: Amen, so Gott will.“ Ab den 1380er Jahren führte sie ihren Sohn regelmäßig zur Schule nach Prachatitz. Unterwegs kniete sie mehrfach nieder und betete zu Gott für ihn.
Gesamtlänge
6,2 km (eine Richtung)
Dauer
2 Stunden
Landschaft
Befestigter Weg und unbefestigter Waldweg.
Empfohlene Jahreszeit für einen Besuch
Ganzjährig zugänglich.
Schwierigkeit
Leicht (geeignet für Familien mit größeren Kindern, nicht geeignet für Kinderwagen oder Rollstühle).
Markierung
Ja
Wie kommen Sie zum Ausgangspunkt
Bequem mit dem Auto oder Bus erreichbar.
Wie kommen Sie zurück
Auf demselben Weg oder mit einem Verkehrsmittel.
Wegbeschreibung
Die Route beginnt im Dorf Husinec. Vom dortigen Prokop-Platz, wo sich auch das Geburtshaus von Meister Jan Hus befindet, folgen wir dem gelben Wanderweg in südlicher Richtung. Gleich hinter den letzten Häusern von Husinec am Fluss Blanice liegt der Hus-Felsen (1,3 km), wo der kleine Jeníček mit seiner Mutter auf dem Weg zur Schule rastete. Danach führt die Route etwa 1,2 km weiter zum Stausee Husinec, einem bedeutenden technischen Denkmal. Hier gehen wir sehr vorsichtig 600 m entlang der Straße Nr. 14531 und biegen dann auf den rot markierten Wanderweg ein. Wir setzen den Weg fort, vorbei an Alt-Prachatitz (1,6 km), und erreichen über den Wanderknotenpunkt bei der Kirche St. Peter und Paul das Naturdenkmal Žižka-Felsen (580 m ü. M.) (1,3 km). Von hier aus bietet sich uns ein wunderschöner Blick auf das historische Stadtzentrum von Prachatitz.
Von dort ist es nur noch ein Katzensprung ins Stadtzentrum (ca. 400 m). Wir gehen durch das Untere Tor und stehen nach wenigen Metern vor der Kirche St. Jakobus des Älteren mit dem zugänglichen Aussichtsturm. Nach weiteren 150 m erreichen wir das Ziel der Route, das Hus-Haus (Husova 71). Die beschriebene Strecke eignet sich besonders für Gelegenheitswanderer und Familien mit Kindern (Gesamtlänge: 6,2 km).
Wir können die Route um etwa 200 m verlängern, um die frühgotische Kirche der Apostel Peter und Paul in Alt-Prachatitz zu besichtigen. Von der Kirche aus können wir dann in Gegenrichtung dem Sankt-Peter-Lehrpfad (1,5 km) folgen, der sich vor allem auf die Geschichte der Stadt und ihrer Umgebung konzentriert. Der Lehrpfad verläuft parallel zur roten Wanderroute und endet unter dem Žižka-Felsen am Unteren Tor, von wo aus es noch 250 m bis zum Hus-Haus sind (Gesamtlänge: 6,4 km).
Sehenswürdigkeiten auf der Strecke
Geburtshaus von Meister Jan Hus, Denkmal in Husinec
Wir beginnen Jeníks Schulweg an seinem Geburtshaus auf dem Marktplatz von Husinec. Hier wurde eine neue Ausstellung eingerichtet, die sich der Zeit, dem Leben, Werk, der Tradition und dem Vermächtnis des bekanntesten tschechischen Reformators widmet. Die Erhaltung des alten Husinec, wo Jan Hus geboren wurde, wird durch literarische Denkmäler und Zeugnisse aus der Zeit des Utraquismus bzw. Des Kelchwesens belegt. Diese Denkmäler sind in Husinec bis heute erhalten.
Hus-Felsen
Gleich hinter den letzten Häusern von Husinec, entlang der Blanice, passierten Mutter und Sohn den Felsen, wo der junge Jeník oft rastete. Einer Legende nach entstand durch das häufige Anlehnen seines Gesichts ein Abdruck im Felsen. Nach einer anderen Legende schlug ein Blitz in den Felsen ein und zündete den dort wachsenden Wacholder an.
Der nachdenkliche Junge soll zu seiner Mutter gesagt haben: „Siehst du, so wie dieser Strauch, so werde ich vom Feuer aus dieser Welt scheiden.“
Heutige Wanderer, die dem gelben Wanderzeichen folgen, können bei richtigem Blickwinkel das Profil von Hus’ Gesicht im Felsen erkennen.
Burgstelle bei Husinec
Fast gegenüber dem Hus-Felsen findet man Geländespuren der kleinen Festung von Husinec. Als der junge Jeník hier zur Schule ging, konnte er dem damaligen Besitzer Pavel von Winterberg begegnet sein. Wahrscheinlich nach den Hussitenkriegen verfiel die Burg. Im nahegelegenen Dorf Dvory ist in den Eingang des Bauernhofes Nr. 11 ein gotisches Portal eingemauert, das vermutlich von dieser Burg stammt.
Stausee Husinec
Der Hauptzweck des Baus war der Schutz von Husinec und anderen Gemeinden vor Überschwemmungen. Der See, der sich hinter dem Staudamm gebildet hat, hält bis heute das Schmelzwasser im Frühjahr zurück. Der Damm wurde 1939 fertiggestellt, und zu seiner Grundfunktion kamen nach und nach weitere Nutzungen hinzu. Der See hat eine Fläche von 68 ha und fasst 6,53 Millionen Kubikmeter Wasser. In den Jahren 1939–1945 bildete der Damm auch eine symbolische Grenze des Protektorats Böhmen und Mähren.
Sankt-Peter-Lehrpfad (Kreuzweg)
Der Kreuzweg ist nach seinem Ziel benannt, der Kirche St. Peter und Paul in Alt-Prachatitz. Der Lehrpfad ist 1,5 km lang und konzentriert sich auf die Geschichte der Stadt und ihrer Umgebung. Infotafeln, Bildstöcke und kleine Kapellen dienen diesem Zweck hervorragend. Er beginnt unter dem Žižka-Felsen in der Nähe des unteren Stadttors in Prachatitz.
Žižka-Felsen
Entlang eines freigelegten Quarzrückens oberhalb von Prachatitz stiegen Jeník und seine Mutter ins Städtchen hinunter. Der Name Žižka-Felsen wurde dem Ort zur Erinnerung an den berühmten Feldherrn gegeben, der von hier aus die Belagerung der Stadt leitete – allerdings erst nach 1918. Eine in den Stein gemeißelte Inschrift „Schiller Felsen“ erinnert noch heute an den ursprünglichen Namen. Vom Felsen bietet sich ein schöner Blick auf das historische Stadtzentrum.
Kirche St. Jakobus des Älteren
Eine spätgotische Kirche mit ihrer heutigen Form aus den Jahren 1505–1513. Besucher sind beeindruckt von dem hohen Sterngewölbe des Hauptschiffs aus der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert. Noch älter sind die Kirchenportale, das mächtigste ist das profilierte gestufte Eingangsportal. Zu den wertvollen Ausstattungsstücken gehören spätgotische Bänke, Wandmalereien oder ein steinernes Sakramentshäuschen aus dem Jahr 1508. Als der junge Jan die Kirche besuchte, war sie erst wenige Jahrzehnte alt.
Hus-Haus
Der kleine Jeník besuchte die Schule im nahegelegenen Prachatitz. Während seiner Studienzeit wohnte er der Überlieferung nach im heutigen Hus-Haus Nr. 71. Dieses ursprünglich einstöckige gotische Häuschen wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Renaissancestil umgebaut. Noch heute beeindrucken uns die lombardischen Volutengiebel und die reiche Fassadendekoration mit dem sogenannten Schachbrett-Sgraffito. Jeník sang wahrscheinlich auch im Knabenchor der örtlichen Kirche: „Als ich Schüler war und mit den anderen Vigilien sang, sangen wir jeweils nur eine, damit wir es hinter uns brachten.“
In Prachatitz lernte er auch Meister Křišťan aus Prachatitz kennen. Dieser spätere Rektor der Prager Universität nahm den jungen Jeník wahrscheinlich um 1385 mit zum Studium nach Prag.