Naturlehrpfad Tor zu den Novohradské Bergen
Ein heimatkundlicher, historischer und naturkundlicher Lehrpfad, der Besucher mit der Gemeinde und ihrer unmittelbaren Umgebung vertraut macht.
1) GEMEINDE BENEŠOV NAD ČERNOU
Benešov nad Černou wurde im 13. Jahrhundert von Beneš von Michalovice gegründet, der hier eine Burg errichten ließ. Im Jahr 1383 wurde der Ort zur Stadt erhoben. Während der Hussitenkriege wurde Benešov verwüstet und die ursprüngliche Burg ging unter. Von 1620 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war die Stadt Teil der Herrschaft des Adelsgeschlechts Buquoy mit Sitz in Nové Hrady. Die Nachkriegsvertreibung der deutschen Bevölkerung führte zu einem Rückgang der Einwohnerzahl und zum Stillstand der Entwicklung der Gemeinde.
Der historische Stadtkern von Benešov ist als Denkmalzone geschützt. Zu den bedeutendsten Denkmälern gehören die ursprünglich gotische Kirche des hl. Jakobus des Älteren aus dem Jahr 1332, das Renaissance-Rathaus von 1594 und das angrenzende Haus Nr. 125, das älteste Haus im Ort. Die Grundmauern dieses Renaissancehauses wurden Anfang des 14. Jahrhunderts gelegt.
In Benešov wurden die Dichter Josef Gangl und August Schneider geboren. Weitere Persönlichkeiten wirkten hier, auf die eine Ausstellung im Erdgeschoss des Gemeindeamts hinweist: Dr. Walter Dick – erster deutscher Arzt der Tschechoslowakei, Karel Kozlík – Gründer der tschechischen Schulen, Joan Brehms – Bühnenbildner und Künstler, Friedrich Huemer-Kreiner – Lehrer, Schriftsteller und Fotograf, Jan Mayer – RAF-Pilot, Stanislav Sasina – Pfarrer.
2) UNTER DEN EICHEN
Benešov liegt auf 661 m ü. M. und ist durch seine Lage ein symbolisches Tor zu den Novohradské-Bergen. Die umliegende Landschaft bestand einst aus einer Mosaik von blühenden Wiesen und Feldern, die durch Hecken und Feldraine voneinander getrennt waren – Überreste davon zeugen noch heute vom Leben unserer Vorfahren. Der Charakter der Landschaft ist jedoch nicht ursprünglich, sondern entstand über Jahrhunderte durch Abholzung tiefer Wälder. In früheren Zeiten war das Gebiet von uralten Mischwäldern mit einem hohen Anteil an Tannen und Buchen bedeckt. Reste dieser natürlichen Bestände mit einer an die raueren klimatischen Bedingungen und Höhenlagen angepassten Artenzusammensetzung findet man in den Novohradské-Bergen.
Diese stehen seit 1838 unter strengem Schutz und sind heute in den Naturreservaten Žofínský prales und Hojná Voda geschützt. Sie stellen einen verbliebenen Teil des ursprünglichen Urwaldes dar, der seiner natürlichen Entwicklung überlassen ist – typische montane Mischwälder mit Tanne und Buche, ergänzt um Feuchtwälder und Quellgesellschaften.
Beide Reservate zählen zu den ältesten auf dem europäischen Festland. Seit 1918 führen hier sogar NASA-Satelliten globale Forschungen zur CO₂-Speicherkapazität von Wäldern durch – ein entscheidender Faktor für das Verständnis der globalen Klimaveränderungen.
3) STIFTER-DENKMAL
Am Sonntagnachmittag des 26. Juli 1936 wurde auf Initiative der örtlichen Heimatvereinigung auf dem Schießplatz am südöstlichen Ende der Gemeinde ein Denkmal zu Ehren des „Dichters des Böhmerwaldes“ Adalbert Stifter feierlich enthüllt – als Zeichen „großer Verehrung und Bewunderung für den erhabenen Sänger unseres heimatlichen Waldes“ anlässlich des 130. Jubiläums seiner Geburt im Jahr zuvor.
Dass eine Familie namens Stifter hier über ein halbes Jahrhundert das Müllerhandwerk betrieb, wobei das letzte Mitglied sogar Bürgermeister von Deutsch Beneschau war, beflügelte die Fantasie. Ob diese Familie ihre Wurzeln bis ins Herkunftsort Stifters zurückverfolgen konnte, ist nicht belegt – eine Verwandtschaft mit dem berühmten Dichter ist jedenfalls nicht gegeben.
Im Tal namens „Tiché“ (Stilles Tal) stand einst ein Ausflugsgasthaus unter einem Felsen. Vom Gasthaus aus waren Bänke und Tische bis zur Jägerschießanlage aufgestellt. Diese wurde nur einmal im Jahr belebt, wenn der Graf Buquoy kam – bemalte Holzscheiben wurden dann aus dem steinernen Häuschen geholt. Gasthaus und Schießanlage wurden in den 1950er Jahren zerstört.
Der Weg führt weiter durch eine prächtige Lindenallee und am unteren Rand Benešovs vorbei an dem Haus mit Sonnenuhr, in dem Bühnenbildner Joan Brehms lebte.
4) HÜTTE GABRIELA
Die Hütte Gabriela wurde 1770 vom Holländer Adrian Battista gegründet. Eigentümer wechselten u. a. Jindřich John, Jan Václav Homoláč, Jiří Buquoy (der der Hütte den Namen „Sant Gabriela Eisenwerk“ gab), Edward Thomas und das Konsortium Lanna-Kail-Balling (später Procházka). Ab 1870 gehörte die Hütte wieder den Buquoys, die dort ein Sägewerk errichteten und sich auf Bauholz spezialisierten. Dieses Sägewerk bestand in verschiedenen Formen bis 1965.
Im 19. Jahrhundert war die Eisenhütte Gabriela neben der Glashütte im Černé Údolí eines der wenigen Industrieunternehmen im südlichen Böhmen. Mit dem Aufkommen der Kohleförderung, Koksherstellung und Eisenbahnen verlor sie an Bedeutung.
Der Ursprung der Glashütten in der Region geht auf das 16. Jahrhundert zurück. Ihre Blütezeit erlebten sie Ende des 17. Jahrhunderts unter Graf Jan Nepomuk Buquoy und seinem Neffen Jiří August. In dieser Zeit wurden Hütten in Pohoří, Janova Huť, Lužnice, Stříbrné Hutě, Bonaventura und Černé Údolí gegründet – dort wurde auch undurchsichtiges schwarzes und rotes Glas („Hyalit“) produziert.
Links des Weges steht über einer angeblichen Heilquelle eine Marienstatue – als Dank an die Gottesmutter errichtet.
5) DER FLUSS ČERNÁ
Die Černá entspringt auf 823 m ü. M. am Südhang des Nebelstein bei Schwarzau in Österreich. Sie fließt durch die Wälder der Novohradské-Berge und der Soběnovská-Hügel und mündet bei Kaplice in die Malše. Ihr größter Zufluss ist der Pohořský potok, der bei der ehemaligen Stadt Pohoří na Šumavě entspringt.
Früher wurde in der Region viel Holz gefällt. Die Flussläufe wurden daher zur Holztrift genutzt und entsprechend reguliert. Ende des 18. Jahrhunderts entstanden Rückhaltebecken („Klause“) zur Wassererhöhung. Reste der historischen Regulierung sind noch sichtbar. Seit 1783 wurde Holz über Černá, Pohořský potok und Malše bis nach Prag und Hamburg geflößt.
Ein seltsamer Bewohner der Černá ist das Bachneunauge – ein Kieferloser und einer der ursprünglichsten Wirbeltiere. Bei den Vögeln sind selten Eisvogel, Gebirgsstelze und Wasseramsel zu beobachten.
Unter den kleinen Säugetieren leben dort u. a. Wasserspitzmaus, Bisamratte und Fischotter. Pflanzlich dominieren Fichte, Vergissmeinnicht, Scharfer Hahnenfuß, Duftlose Kamille, versch. Disteln, Schlangenknöterich, Einblatt und die einheimische Drüsige Springkrautart.
6) STRECKE NACH ČERNÉ ÚDOLÍ
Der Lehrpfad folgt dem Verlauf der ehemaligen Bahnstrecke zwischen Kaplice und Pohoří na Šumavě. Diese Bahn wurde im Jahr 1910 als erste elektrifizierte Strecke in der damaligen Österreichisch-Ungarischen Monarchie in Betrieb genommen. Die Strecke verlief durch Lužnice, Bělou, Černé Údolí und Stříbrné Hutě.
Im Jahr 1950 wurde der Abschnitt von Bělá bis Pohoří stillgelegt und bald darauf vollständig entfernt. Auf der Trasse befindet sich heute ein Wander- und Radweg, der als Linie 1018 beschildert ist. Es gibt mehrere Informationstafeln entlang des Weges, die die Geschichte und Bedeutung dieser Bahnstrecke näherbringen.
Dieser Wegabschnitt ist sehr angenehm, da er im Schatten verläuft, leicht begehbar ist und schöne Ausblicke auf die umliegende Natur bietet. Im Sommer dient er auch als beliebte Route für Radfahrer und Inline-Skater.
7) GRENZLAND UND GESCHICHTE
Der Ort Pohoří na Šumavě (Buchers) war einst ein bedeutender Grenzort mit einer Glashütte, einer Schule und zahlreichen Bewohnern. Infolge der Nachkriegsereignisse und der Errichtung des Eisernen Vorhangs wurde der Ort in den 1950er Jahren komplett aufgelöst, viele Gebäude wurden dem Erdboden gleichgemacht.
Heute ist das Gebiet weitgehend menschenleer, es wurde jedoch in den letzten Jahren als Ort des Natur- und Landschaftsschutzes wiederentdeckt. In der Umgebung befindet sich das gleichnamige Naturreservat Pohořské rašeliniště (Torfmoor), das einzigartige Pflanzenarten wie Sonnentau und Wollgras beherbergt. Das Gebiet ist auch Lebensraum für seltene Amphibien und Vögel.
Die ehemaligen Grenzgebiete waren jahrzehntelang unzugänglich, weshalb sich hier seltene Tier- und Pflanzenarten erhalten konnten. Die Natur regenerierte sich und bietet heute ein einmaliges Refugium für Biodiversität.
8) GLASMACHERTRADITION
Die Novohradské-Berge waren einst ein Zentrum der Glasmacherei. Die hier produzierten Glaswaren waren wegen ihrer Qualität weithin geschätzt. Besonders bekannt war die Herstellung von Hyalit – einem schwarzen oder roten, undurchsichtigen Glas, das unter den Grafen Buquoy in Černé Údolí entstand.
Die Glashütten wurden oft an abgelegenen Orten gebaut, inmitten der Wälder, da sie große Mengen an Holz benötigten – sowohl als Brennstoff als auch für die Herstellung von Pottasche, einem wichtigen Zusatzstoff im Glasprozess. Die Siedlungen, die um diese Hütten herum entstanden, bildeten eigene kleine Gemeinschaften mit Schulen, Kirchen und sogar Gasthäusern.
Heute erinnern Informationstafeln und Überreste an diese traditionsreiche Vergangenheit. Einige Orte – wie die Hütte in Černé Údolí – sind zu Museen oder Ausstellungshäusern umgestaltet worden und bieten Einblicke in das Leben der Glasmacher.
Das Armenhaus
Mit dem Bau des Armenhaus-Areals wurde im April 1905 Jakob Stabernak (1847–1932) beauftragt. Der mit zahlreichen Auszeichnungen geehrte, bekannte Budweiser Baumeister wurde sogar zum Ehrenbürger von Deutsch Beneschau ernannt. Teil des Komplexes waren ein Krankenhaus und ein Leichenhaus.
Eröffnet wurde das Armenhaus am 21. November 1906, als Verwalter wurde Herr Koschant eingesetzt.
In den Jahren 1939–1945 waren dort französische Kriegsgefangene untergebracht.
Im Jahr 1947 kaufte der Prager Unternehmer Ing. Hořínek das Gebäude und richtete dort die Herstellung von Fruchtsäften und Weinen der Marke Postilion ein.
Von 1952 bis 1965 befand sich dort eine zweijährige landwirtschaftliche Berufsschule mit Internat. Die Auszubildenden erwarben während der Ausbildung die Qualifikation eines landwirtschaftlichen Arbeiters im Bereich Pflanzenbau und Tierhaltung sowie einen Traktorführerschein.
Anschließend wechselten Schüler und Lehrer an eine Berufsschule gleichen Typs nach Kaplice.
Bis 1989 hatte der Leder- und Gummibetrieb mit Sitz in Tábor eine Zweigstelle an einem anderen Ort in Benešov und nutzte dieses Objekt als Materiallager.
In den 1990er Jahren wurde das Objekt im Rahmen der Restitution an die Prager Familie Hořínek zurückgegeben.
Im Jahr 2017 kaufte der Unternehmer Jan Morong aus Benešov das baufällige Gebäude. In den folgenden Jahren ließ er es zusammen mit der Umgebung renovieren. Das Haus und seine Umgebung sollen künftig als Pension und Café mit zugänglichem Innenhof dienen. Im Eingangsbereich des Hauses beabsichtigt der Eigentümer, einige bei der Renovierung gefundene Artefakte auszustellen.
Gesamtlänge
6 km
Dauer
3 Stunden
Landschaft
Unbefestigte Wege, Erde
Empfohlene Jahreszeit für einen Besuch
Frühling, Sommer, Herbst
Schwierigkeit
mittelschwer